Gefahrgut-Kennzeichnung: Was Sie wissen müssen

Der sichere Umgang mit gefährlichen Stoffen erfordert eine klare und gesetzlich geregelte Gefahrgut-Kennzeichnung – egal, ob beim Transport auf der Straße, den Schienen oder per Schiff. Doch was genau müssen Unternehmen beachten, um ihr Gefahrgut richtig zu kennzeichnen? In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über Gefahrgut-Symbole und die gesetzlichen Vorgaben, damit Ihre Ware sicher und korrekt gekennzeichnet ist.

Beitragsbild zum Thema Gefahrgutkennzeichnung

Was versteht man unter Gefahrgut-Kennzeichnung?

Bei der Gefahrgut-Kennzeichnung handelt es sich um die Gesamtheit der erforderlichen Hinweise, die auf Verpackungen oder Transportmitteln angebracht werden müssen, um Gefahren beim Umgang mit bestimmten Stoffen zu kennzeichnen. 

Die Gefahrgut-Kennzeichnung setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, die auf den jeweiligen Gefahrstoff hinweisen: 

  • Gefahrgutzeichen sind international standardisierte Symbole, die direkt auf die Gefährlichkeit der Substanz hinweisen. 
  • Zusatzinformationen geben UN-Nummern oder spezifische Hinweise zur Handhabung an. 

Hinweis: UN-Nummern sind vierstellige Nummern, die gefährliche Stoffe und Gegenstände bezeichnen. Sie werden von den Vereinten Nationen (UN) vergeben und dienen dazu, gefährliche Güter weltweit eindeutig zu kennzeichnen und sicher zu transportieren. Die UN-Nummer erleichtert es, im Falle eines Unfalls schnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

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Gefahrgutklassen

Diese Klassen definieren, welche Risiken von den jeweiligen Stoffen ausgehen und wie sie sicher zu handhaben sind. Insgesamt gibt es neun Gefahrgutklassen, die dazu beitragen, die notwendigen Maßnahmen für den sicheren Transport besser festzulegen. 

Eine klare Einstufung ermöglicht es, die richtigen Verpackungen, Gefahrgutaufkleber und Sicherheitsvorkehrungen für jede Stoffklasse zu bestimmen, was die Sicherheit im Transport erheblich verbessert. 

KlasseBezeichnungBeschreibungSchild
1Explosive StoffeStoffe und Gegenstände, die durch chemische Reaktionen explodieren oder Feuer fangen können.
2GaseGase, die komprimiert, verflüssigt oder gelöst unter Druck transportiert werden.
3Entzündbare FlüssigkeitenFlüssigkeiten, die leicht entzündlich sind, wie Benzin oder Alkohol.
4Entzündbare feste StoffeFeststoffe, die leicht entflammbar sind, wie Schwefel oder Phosphor.
5Oxidierende Stoffe und organische PeroxideStoffe, die selbst nicht unbedingt brennbar sind, aber die Verbrennung anderer Stoffe fördern.
6Giftige und ansteckungsgefährliche StoffeStoffe, die bei Aufnahme in den Körper zu schweren Gesundheitsschäden oder zum Tod führen können.
7Radioaktive StoffeMaterialien, die radioaktive Strahlung abgeben.
8Ätzende StoffeStoffe, die Haut, Schleimhaut verätzen oder andere Materialien zerstören können.
9Verschiedene gefährliche Stoffe und GegenständeStoffe, die nicht in die anderen Klassen passen, aber dennoch eine Gefahr darstellen.

Vorschriften zur Gefahrgutkennzeichnung

Die Kennzeichnung von Gefahrgut unterliegt zahlreichen nationalen und internationalen Vorschriften, die eine einheitliche und klare Darstellung sicherstellen. Diese Vorschriften legen fest, welche Gefahrgutzeichen, Farben und Texte zur Anwendung kommen. 

Internationale und europäische Regelungen

Durch die Harmonisierung der Regelungen können die gleichen Standards auf allen Verkehrsträgern angewendet werden, wodurch Missverständnisse vermieden und die Sicherheit erhöht wird. 

Die „UN Recommendations on the Transport of Dangerous Goods” stellen die Grundlage für die nationalen und internationalen Regelungen dar und enthalten Empfehlungen für die Klassifizierung, Verpackung, Kennzeichnung und Dokumentation gefährlicher Güter. Sie werden laufend aktualisiert, die neueste 23. Version wurde 2023 veröffentlicht. 

  • Für den Straßentransport innerhalb Europas gilt das ADR (Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße).
  • Die Gefahrgutkennzeichnung im Schienentransport regelt das RID (Regelement für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter).
  • Der IMDG-Code (International Maritime Dangerous Goods Code) gilt für den Schiffstransport auf See.
  • Für den Lufttransport gelten die Technischen Anweisungen der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO-TI).
Beispiele für Gefahrgut in einem Labor

Nationale Regelungen

In Deutschland gelten zahlreiche Vorschriften zur Kennzeichnung und Beförderung von Gefahrgut, die sicherstellen, dass Transporte den spezifischen Anforderungen entsprechen und die Sicherheit gewährleistet wird. 

Gefahrgutbeförderungsgesetz (GGBeFG)

Dieses Gesetz regelt die Bedingungen zur sicheren Beförderung gefährlicher Güter. Es legt die Verantwortlichkeiten der Beteiligten fest und stellt sicher, dass Maßnahmen zur Gefahrenabwehr eingehalten werden. 

Gefahrgut-Ausnahme-Verordnung (GGAV)

Sie ermöglicht in bestimmten Fällen Ausnahmen von den allgemeinen Vorschriften, sofern dadurch keine zusätzlichen Gefahren entstehen. 

Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt (GGVSEB)

Die GGVSEB regelt den Transport gefährlicher Güter auf der Straße, per Eisenbahn und auf Binnengewässern und stellt sicher, dass die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland eingehalten werden.

Gefahrgutverordnung See (GGVSee)

Diese Verordnung regelt den Transport gefährlicher Güter auf See innerhalb der deutschen Hoheitsgewässer. Sie enthält Vorgaben, die den IMDG-Code ergänzen und sicherstellen, dass auch auf See die nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. 

Die Rolle von Verpackungen bei der Gefahrgut-Kennzeichnung

Bei UN-Verpackungen handelt es sich um speziell geprüfte und zugelassene Behälter, die bestimmte Gefahrgut-Arten sicher fassen können. Jede Verpackung muss mit einem UN-Zeichen versehen sein, das Aufschluss über die Eignung für bestimmte Gefahrgutklassen gibt. So wird sichergestellt, dass auch im Fall eines Sturzes oder anderer mechanischer Belastungen kein Austritt der gefährlichen Substanz erfolgt. 

Zusätzlich zu den UN-Verpackungen gibt es Sonderverpackungen, die speziell für bestimmte Gefahrgüter entwickelt wurden, wie etwa Druckgasbehälter für Gase oder spezielle Fässer für ätzende Stoffe. Diese Verpackungen müssen ebenfalls strengen Tests unterzogen werden, um sicherzustellen, dass sie den Transportbedingungen standhalten. 

Jede Verpackung, die für den Gefahrguttransport verwendet wird, muss umfangreichen Prüfungen unterzogen werden. Dazu gehören Falltests, Druckprüfungen und Dichtigkeitsprüfungen, um sicherzustellen, dass die Verpackungen den Belastungen während des Transports standhalten. 

Gut zu wissen: Für die Überprüfung der Verpackung ist eine offizielle Behörde zuständig. In Deutschland ist das die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM

Tipps zur richtigen Gefahrgutkennzeichnung

Damit Ihre Kennzeichnung stets den gesetzlichen Vorgaben entspricht, sollten folgende Tipps beachtet werden: 

Priorität 1: Rechtliche Vorgaben und Verantwortlichkeiten

  • Bestellen Sie einen Gefahrgutbeauftragten: Unternehmen, die Gefahrgut transportieren, sind gesetzlich verpflichtet, einen Gefahrgutbeauftragten zu benennen. Dieser ist dafür verantwortlich, die Einhaltung der Gefahrgutvorschriften zu überwachen, Schulungen durchzuführen und Berichte über Gefahrgutunfälle zu erstellen. 
  • Prüfen Sie die aktuellen Vorschriften: Diese ändern sich gelegentlich, weshalb es wichtig ist, stets auf dem neuesten Stand zu sein. 

Priorität 2: Verpackung und Kennzeichnung

  • Nutzen Sie nur zugelassene Verpackungen: Die Verwendung von UN-Verpackungen ist vorgeschrieben und bietet maximale Sicherheit. 
  • Regelmäßige Überprüfung der Kennzeichnungen: Kontrollieren Sie regelmäßig, ob die Gefahrgutkennzeichnungen noch korrekt und lesbar sind, um Verstöße gegen die Vorschriften zu vermeiden. 

Priorität 3: Schulung und Lagerung

  • Ausreichend Schulungen für das Personal: Alle Mitarbeiter, die mit Gefahrgut in Kontakt kommen, sollten über die richtige Kennzeichnung und Handhabung informiert sein. 
  • Richtige Lagerung beachten: Gefahrstoffe müssen auch während der Lagerung korrekt gekennzeichnet und sicher aufbewahrt werden, um Risiken zu minimieren. 

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Fazit zur Gefahrgut-Kennzeichnung

Eine ordnungsgemäße Gefahrgut-Kennzeichnung ist mehr als nur ein notwendiger rechtlicher Schritt – sie ist ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts für den Transport gefährlicher Stoffe. Durch die korrekte Kennzeichnung mit passenden Gefahrgut-Symbolen und spezifischen Informationen wird nicht nur die Einhaltung der Vorschriften gewährleistet, sondern auch die Sicherheit für alle Beteiligten erhöht. 

Egal, ob Sie Gefahrgut per LKW, Bahn oder Schiff transportieren – eine ordnungsgemäße Kennzeichnung ist unverzichtbar, um Unfälle zu vermeiden und Risiken zu minimieren. 

FAQs zur Gefahrgut-Kennzeichnung

Welche Elemente gehören zur Gefahrgut-Kennzeichnung?

Zur Gefahrgut-Kennzeichnung gehören:

  • Gefahrgutzeichen, 
  • UN-Nummern, 
  • Verpackungsbezeichnungen und 
  • spezifische Handhabungshinweise. 

Was ist das ADR?

Das ADR ist das Europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße. Es legt die Anforderungen an Verpackung, Kennzeichnung, Dokumentation und Transportbedingungen fest, um die Sicherheit zu gewährleisten. Es umfasst alle Schritte, von der Klassifizierung der Güter bis hin zur Überwachung und Schulung der Transportbeteiligten. 

Welche Anforderungen gibt es an Gefahrgutverpackungen?

Gefahrgutverpackungen müssen Falltests, Druck- und Dichtigkeitsprüfungen bestehen und den jeweiligen Gefahrgutklassen zugeordnet werden. Die Verpackungsgruppen (I, II, III) definieren die erforderliche Robustheit. Sie benötigen eine UN-Zulassung, die bestätigt, dass die Verpackung sicher für den Transport ist, sowie eine korrekte Kennzeichnung zur Identifikation und Handhabung.

Author:
Robert Rey

Lesedauer:
7 Minuten

Veröffentlicht am:
28. Oktober 2024

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